SONDERGALERIE AMATEURFOTOGRAF HANS NOVACZEK | |||
Auf den Spuren des Gebirgskrieges 1915-1918 | |||
6. Militärstraßen | |||
WERSCHITZ-PASS Die vielen waghalsigen Militärstraßen, die vor bzw. im 1. Weltkrieg sowohl von den Österreichern, als auch von den Italienern gebaut wurden, sind Legende. Sie dienen heute oft noch als Wanderwege oder sind jetzt ausgebaute Passstraßen, wie die Straßen über den Plöckenpass (1910) und das Nassfeld (1915), oder die hier besuchte Straße über den Preval Vršič (Werschitz-Pass) im heutigen Slowenien. Sie führt in 50 Kehren von Kranjska Gora (Kronau) nach Bovec (Flitsch) und wurde 1915-1916 von russischen Kriegsgefangenen erbaut. Die im Volksmund als "Russenstraße" bekannte Straße wurde 2006 von Slowenien auch offiziell so benannt. Besonders interessierte mich die alte Trasse die östlich der heutigen Autostraße über den Pass und an der Südrampe in mehreren spitzen, aber sanft fallenden Kehren talwärts führt. Leider ist die Trasse - die ein gemütlicher Spaziergang wäre - abschnittsweise stark mit Latschen verwachsen und daher nur sehr mühsam mit Abkürzungen durchs Unterholz begehbar (18. Juli 2012). |
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Hier fehlen zwei kleine Brücken...
Fernblick auf die lange Haarnadel-Kehre, die wegen des starken Latschenwuchses nicht begangen werden konnte.
Der Werschitz-Pass war für das österreichisch-ungarische Militär eine wichtige Nachschublinie an die Isonzo-Front, da er von den Italienern nicht eingesehen werden konnte. Neben der Passstraße gab es auch eine Schwerlast-Seilbahn (Foto oben: Maschinenhaus am Scheitel des Vršič)
Blick vom Scheitelpunkt der alten Trasse in Richtung Kranjska Gora. Am Rücken der Berge im Hintergrund verläuft die heutige Grenze zwischen Österreich und Slowenien.
An der Südrampe, kurz
unterhalb des Passes, existiert noch ein Tunnel der alten Straße.
Dieser Tunnel war Teil der alten Passstraße, stand aber nie in
Verwendung, da sein Querschnitt für die großen Geschütze der Österr.-Ung.
Truppen zu klein war...
An der Nordrampe (bei der 8. Kehre) befindet sich die Russenkapelle. Sie wurde im Gedenken an die bei einem Lawinenunglück am 8. März 1916 ums Leben gekommenen russischen Kriegsgefangenen errichtet. Die Inschrift auf der kleinen Steinpyramide lautet:
DEN
SÖHNEN RUSSLANDS
Randnotiz: Am 30. Juli 2016 besuchte der Russische Staatspräsident Vladimir Putin, anlässlich seines Staatsbesuches in Slowenien und einer damit verbundenen Erster-Weltkrieg-Gedenkfeier, die Russenkapelle.
Die ursprüngliche Pflasterung der Kehren ist auf der Nordrampe auch heute noch erhalten. |
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MALURCHSTELLUNG Wir gingen diesen Weg am 16. August 2013, fanden noch Reste von Stellungsbauten und genossen ein herrliches Panorama mit Blickrichtung Pontebba. Foto rechts: der Malurch und der Pridola-Sattel vom Nassfeld aus gesehen |
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Österreichisch-ungarische Felskavernen an der Südseite des Pridola-Sattels. Diese ist offen, drei andere, ein wenig versteckte, sind zugemauert. Unterhalb des Sattels stehen auf zwei versetzten Terrassen noch Gebäuderuinen. Wie ich schon vermutete, stammen diese aus der Mussoliniära [H]. Der ehemals breite Pfad schlängelt sich entlang des Südhanges des Malurch ... Der Weg führt auch durch zwei kurze Tunnel mit Kavernen, die einen Blick ins Tal bieten. Laut Walther Schaumann stammen diese Kavernen aus der Zwischenkriegszeit [C] Der hohe Berggipfel im Hintergrund rechts ist der Montasch (Jof di Montasio). Knapp unter dem Sattelrücken sehen wir eine gemauerte Stellung. Sie ist eben zubetoniert (vielleicht in jüngerer Zeit), daher kann über den ursprünglichen Zweck nichts gesagt werden. Von oben hat man allerdings direkten Sichtkontakt zur Plattform am Nassfeld. Auf dem Anstieg am Nordhang (Seite zum Nassfeld) befindet sich knapp unterhalb des Sattels eine in den Fels gemeißelte Gedenkinschrift: WELTKRIEG
Anmerkung: Man begeht vermutlich keine politische Unkorrektheit, wenn angenommen wird, dass der fehlende Text von Italienern herausgemeißelt wurde... |
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DER ALTE LOIBL-PASS Etwas off-topic, da keine im Ersten Weltkrieg angelegte Straße, aber ein interessanter »Lost-Place« (auch mit militärischer Vergangenheit), der eine Begehung und kurze Dokumentation durchaus wert ist (Fotos vom 14. August 2015). Der Loiblpass ist eine bekannte Passstraße die von Klagenfurt nach Tržic (Neumarktl) in Slowenien und weiter nach Ljubljana (Laibach) führt. Diese wichtige Nord-Süd-Verbindung existierte bereits zur Römerzeit und wurde im 16. Jahrhundert soweit ausgebaut, dass die Straße mit sechsspännigen Fuhrwerken befahren werden konnte. Zu dieser Zeit existierte bereits ein etwa 150m langer Scheiteltunnel, der im Zuge des befestigten Ausbaues der Straße im 18. Jahrhundert abgetragen wurde. Diese ausgebaute Straße hatte im Wesentlichen schon die heute noch vorhandene Streckenführung. An die Eröffnung durch Kaiser
Karl VI. im Jahre 1738, erinnern zwei auf der Passhöhe stehende Obelisken.
Durch sie verläuft seit 1919 die Staatsgrenze zwischen Österreich und
Jugoslawien/Slowenien. |
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Die Scharte oben am Horizont ist die Passhöhe. In der letzten Kurve vor der Passhöhe steht ein alter Myriameterstein.
An dieser Stelle führte ein kurzer Tunnel durch den Bergrücken.
Der Grenzstein erinnert an die neue Staatsgrenze die nach dem 1. Weltkrieg über den Loibl-Pass führte. |
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Vermutlich auch aufgrund der Tatsache, dass der neu gegründete SHS-Staat diese Grenze nicht anerkannte und auch das Verhältnis zum vormaligen Jugoslawien nicht unproblematisch war, errichtete man auf österreichischer Seite zwei massive, einbetonierte Panzersperren. | |||
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STRASSE ZUR EGGER ALM
Ergänzung August 2015: Nahe der Eggeralm, auf dem Schlosshüttensattel, befand sich ab 1915 ein Sammelplatz Richtung Italien und ein provisorisches Lager. Somit gehe ich davon aus, dass die Egger-Alm-Straße sehr wohl aus militärischen Gründen errichtet wurde. Auf einem historischen Foto [F] ist jenes als Schlosshütte benanntes Gebäude zu erkennen, das heute nur mehr eine Ruine ist (Foto unten, 12. August 2013).
Dazu erreichte mich im Juni 2016 ein E-Mail von Herrn Dr. Verderber aus Hermagor, das ich hier zitieren darf: "Sehr geehrter Herr
Novaczek!
Am 25. Juli 2016 machte ich das von Dr. Verderber genannte Monument ausfindig. Auf ihm lesen wir folgende Inschrift:
ERBAUT |
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FUNDSTÜCKE AUF DER EGGER ALM | |||
Bis vor einigen Jahren standen auf der Egger Alm diese Zaunpfähle aus einfachem Beton. Die Befestigung des Stacheldrahtes erinnert mich etwas an jene bei den alten Stellungen. |
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Ein alter Trassierungsgrenzstein weist die Egger-Alm-Straße als Landesstraße aus. Solche Steine finden wir auch am Nassfeld. |
11 Kilometer, vermutlich vom Beginn der Straße in Möderndorf. Gestiftet von P. Warmuth Mallestig 1928. |
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MONTE ZERMULA Die italienischen Stellungen südlich gegenüber des Lanzenbodens und der Rattendorfer Alm verliefen über den Monte Zermula entlang des Confintales, der ehemaligen Grenze. Zum westlich am Monte Zermula gelegenen Cul di Creta führt ein umständlich erreichbarer "Maultierweg" (percorso della mulattiera). Eine Besichtigung dieser Militärstraße ist geplant... |
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SELLA SOMDOGNA Diese Straße entstand aber in der Zwischenkriegszeit, vermutlich im Zusammenhang mit dem Vallo Alpino del Littorio, dem Italienischen Alpenwall. Die Straße weist in der unteren Hälfte einen guten Erhaltungszustand auf, weiter oben erweckt sie den Eindruck, nie fertig gebaut worden zu sein. Sie war sicher auch noch im Kalten Krieg in Verwendung, das schließe ich aufgrund der weiter unten fotografierten Verbotstafel.
FOTOS |
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Die Aufschrift ist weitgehend unleserlich. Erkennbar ist, dass sie in italienischer, englischer und französischer Sprache verfasst ist, und allerlei wie z.B. das Fotografieren verboten ist, was Rückschlüsse auf die NATO zulässt. Von dieser Stelle sieht man auf die Kasernenanlage am Ende der Seiserastraße. Diese ist auf OpenStreetMap als Polveriera gekennzeichnet. | |||
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wird fortgesetzt... | |||
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