SONDERGALERIE AMATEURFOTOGRAF HANS NOVACZEK  
     
  Auf den Spuren des Gebirgskrieges 1915-1918
     
  Am Rande des Wahnsinns  
     
     
     
  ZUM NACHDENKEN
Bei all meinem Interesse für die Festungsbauten der k.u.k. Monarchie Österreich-Ungarn möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass das Erleben von Kampfhandlungen mit schwerem Artilleriebeschuss in den Kasematten eines Werks für die Soldaten eine nahezu unerträgliche Belastung darstellte. Einen kleinen Einblick erhalten wir vom nachfolgenden Auszug aus dem Buch "Ende einer Armee" von OL Fritz Weber 1):
 
 

 

 
     
  "Die Nacht ist eine zuckende Hölle. Pausenlos fegen Schrapnells über das Werk. Trotzdem schleppen unsere Rekruten Zement durch die Laufgräben, Eisenträger und Spannschrauben, um die Wände des Kasemattenblocks (bombensicherer Raum) verstärken und pölzen zu können.
Zehn Tage rast das Feuer, ehe die Erlösung des Angriffs kommt. Dreitausend Dreißigzentimentergrananten und doppelt so viele Achtundzwanziger zersieben Decken und Panzer, bis die Ewigkeit dieser zehn Tage verflossen ist.

Wir liegen in den Kavernen, Maschinengewehre und Handgranaten griffbereit, die Köpfe bleischwer von Lärm und Sterbensangst, von Rum und Zigarettenrauch. Das Werk stürzt Teil für Teil zusammen, jede Stunde bringt neue Schreckensbilder. Nur Branntwein schützt uns vor dem Wahnsinn.

Ein Bereitschaftsraum wird durchschlagen. Die zerrissenen Träger hängen bis zum Fußboden hinunter. Acht Sappeure liegen unter dem Schutt, zerhackt, zerschmettert, verbrannt. Sieben finden wir. Niemand erkennt sie mehr. Vom achten ist nur ein Schuh zu finden.
Eine Kasematte stürzt ein. Wer von den Trümmern erdrückt wird, bleibt liegen, wo er liegt. Der Raum ist unbenützbar, eine Gefahr. Zubetonieren! Löcher klaffen in den mächtigen Mauern, ein Treffer kann die ganze Besatzung erledigen. Der freie Raum in den Gängen wird immer kleiner. Was außen abgetragen wird, kleben wir innen an, um Schutz zu finden vor dem mörderischen Feuer.

Ein Tobsüchtiger stürmt durch die Gänge, über Stiegen. Schaum flockt ihm vom Mund, in seiner Faust funkelt ein Beil. Er haut wild um sich und schreit, schreit wie ein rasendes Tier. Mauerecken und Holzteile splittern unter seinen Hieben.
Drei sind hinter ihm her. Sie haben Gewehre in den Händen. Vor der Tür des Proviantlagers stellen sie den Tobenden. Er wird auf einmal still, steht mit gegrätschten Beinen in einem Winkel, dreht den Kopf hin und her. Dann plötzlich stößt er einen plärrenden Schrei aus und springt den ersten seiner Verfolger an. Der unterläuft ihn, wirft ihn zu Boden. An Händen und Füßen gefesselt, tragen sie ihn hinauf. Er wimmert und weint wie ein kleines Kind. Eine Morphiumspritze erlöst ihn von den Schrecken dieser Hölle..."
 
     
     
 
 
     
 

FUSSNOTE
1) Quelle: BRENNENDE SÜDFRONT (http://gebirgskrieg.heimat.eu/5118.htm)

 
     
   
     
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