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Ja mein
Papa. Mutti nannte ihn immer Ernstl. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen
soll, ich hab so viel von ihm! Vom Hobby Fotografieren, vom Räuspern,
vom Heimwerken, von meiner Art wie ich mich aufrege, oder meine Vorliebe
für Uhren …
Er war immer für mich da, und das obwohl meine Eltern eine ganz
altmodische Ehe führten, sie Hausfrau, er verdiente das Geld. Manche
Leute können sich heute das nicht mehr vorstellen. Uns ging es immer
gut, auch wenn er nur ein normaler Angestellter war.
Papa nahm mich immer in Schutz, wenn meine Mutter zu fürsorglich und
besorgt war.
Als
junger Bursch wurde er in die Deutsche Wehrmacht eingezogen und – ich
muss ja fast sagen zum Glück – bei seinem ersten Einsatz an der Ostfront
bei Radom (heutiges Polen) verwundet. Ihn trafen mehrere
Granatsplitter und die 10 Zentimeter lange Narbe am rechten Oberarm
blieb ihm bis zuletzt. Ein verkapselter Granatsplitter in der Nähe des
Herzens steckte noch immer in seiner Brust.
Mein Papa war gelernter Flachdrucker und arbeitete immer im grafischen
Gewerbe. Von ihm habe ich auch das Gefühl für Layout und grafische
Gestaltung. Ende der 1960er-Jahre arbeitete er eine Zeit lang als
Vertreter für 3M, fuhr mit einem Dienstauto (einem Opel Kadett) durch
Österreich, hatte da aber wenig Erfolg. Hätte ich
vermutlich auch nicht…
Meine Mutter hat er in ihren letzten Tagen zuhause gepflegt und ihr Tod
2004 war letztendlich – bitte nicht falsch verstehen – dann eine
Erleichterung für ihn.
Nach einer Phase um 2010 wo es ihm nicht gut ging, lebte
er alleine in seiner Wohnung, und ich ging die
letzten drei Jahre für ihn einkaufen. Im
Dezember 2022 beging er seinen 96. Geburtstag.
Für mich plötzlich und unerwartet
verstarb mein Papa am 11. Januar 2023 um 19:49 Uhr im
Wilhelminenspital in Ottakring, wo er
damals am 28. Dezember 1926 auch das Licht der Welt
erblickte.
Durch diese seltsame Fügung schloss sich hier der
Kreis seines Lebens.
Ruhe in Frieden, Papa! |
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