SONDERGALERIE AMATEURFOTOGRAF HANS NOVACZEK
   
  Auf den Spuren des Ersten Weltkrieges
   
  Region Friaul Südost
   
 

EINLEITUNG
Anlässlich eines Kurzurlaubes in Duino - zwischen Monfalcone und Triest gelegen - nutzte ich die Gelegenheit einige Relikte des Ersten Weltkrieges zu besuchen. Betonung auf einige, da die Gegend reich an Orten und Überresten dieser Zeit ist und es eines eigenen Urlaubes bedürfte, um alles zu besichtigen. So kann ich hier nur über folgende Orte - in der Reihenfolge meines Besuches - einen kurzen Bericht geben:

 
 

 

 
 

Artilleriestellung östlich von Cervignano      Österreich-Ungarischer Soldatenfriedhof      Monumentalfriedhof Redipuglia
Trincea Blindata     Colle di Sant'Elia      Stellungen am Rilkeweg in Duino      Karststellungen auf dem Monte Hermada      Heldenfriedhof in Aquileia

 
     
     
   
     
 

Cervignano

ARTILLERIESTELLUNG
Eher zufällig entdeckte ich auf der Anreise auf Google Maps ® den Eintrag zu dieser Stellung. Ohne diesen Hinweis hätte ich die in einem Feld an der SR 351 zwischen Cervignano und Villesse stehende Ruine sicher übersehen.

Die Reste dieser Verteidigungslinie sind gegen die Isonzofront gerichtet, wodurch klar war, dass es sich um eine italienische Stellung handelte.
Sie besteht aus drei Kanonenstellungen mit dazwischen liegenden Munitionsmagazinen, verbunden mit einer durchgehenden Mauer. Informationen dazu in Literatur und Internet habe ich bis dato nicht gefunden...

Cervignano und der Bereich gegen Osten gehörte seit 1813 zu Österreich-Ungarn. 1915 verließ die k.u.k. Armee Cervignano und Italien drang Richtung Görz vor. Diese Artilleriestellung wurde demnach auf damals noch Österreichischem Staatsgebiet errichtet.
 

Foto unten: Eingang am südöstlichen Ende e)

 
     
   
     
 

Eingang und südliche Kanonenstellung

 
     
 

 
       
 

südliche Kanonenstellung, innen

mittlere Kanonenstellung, hier fehlt das Verdeck

 
     
 

Eingang zur Kanonenstellung

Munitionsmagazin m) zwischen den Geschützstellungen 

nördliches Munitionsmagazin

 
     
   
       
 

Munitionsmagazin, innen

nördliche Kanonenstellung , innen

 
     
 

nördliche Kanonenstellung

     
 

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  Redipuglia

ÖSTERREICH-UNGARISCHER SOLDATENFRIEDHOF
Sehr bescheiden gibt sich der Soldatenfriedhof für die Gefallenen der k.u.k Armee in Fogliano. Ganz im Gegensatz zur weiter unten gezeigten Italienischen Monumentalgedenkstätte...

 
     
 

 
     
 

In einem Gemeinschaftsgrab fanden hier auf diesem Friedhof auch 7000 unbekannte Soldaten der k.u.k Monarchie ihre letzte Ruhestätte. Des weiteren gibt es noch 2 Gemeinschaftsgruften, wo zirka 5000 unbekannte Soldaten verschiedener Nationalitäten ruhen.

     
 

MONUMENTALGEDENKSTÄTTE REDIPUGLIA
Die militärische Gedenkstätte Sacrario Militare di Redipuglia ist das größte Kriegerehrenmal Italiens und wurde im Jahre 1938 eingeweiht. Der vom faschistischen Regime vorangetriebene Monumentalbau birgt die Gebeine von über 100.000 Gefallenen des Ersten Weltkrieges und sollte ihr „Opfer“ verherrlichen (Quelle: WIKIPEDIA).

 
     
   
     
 

Die Anlage besteht aus drei Ebenen und repräsentiert symbolisch das vom Himmel absteigende Heer, um unter der Führung ihres Kommandanten die „Via Eroica“, die Heldenstraße (Bild oben) zu begehen. Ganz oben erinnern drei Kreuze an das Bild des Berges Golgota und die Kreuzigung Christi (Quelle: PromoTurismoFVG).

 
     
   
     
 

 
       
 

Gruft des Oberbefehlshabers der III. Armee:
General Emanuele Filiberto Duca d'Aosta

Grabnische der einzigen Frau, die hier bestattet wurde:
Krankenschwester Margherita Kaiser Parodi Orlando

 
       
 

Die Gedenkstätte soll einen großen Appellplatz andeuten. Wenn die Gefallenen symbolisch aufgerufen werden, rufen sie PRESENTE  (dtsch: anwesend) was durch den Schriftzug auf der Oberkante der Grabstellen dargestellt wird.

 
 

 

 
 
     
  TRINCEA BLINDATA
Ich habe im Wörterbuch nachgeschaut: blindata heißt gepanzert, also gepanzerter Graben.
Nun, das scheint mir hier übertrieben. Die Betondecken dieser neben der Gedenkstätte liegenden italienischen Stellung sind relativ dünn. Ich würde sie daher Gedeckte Stellung nennen. Sie entstand im Ersten Weltkrieg, die Gefechtsrichtung ist gegen den Monte San Michele gerichtet, wo sich österreichisch-ungarische Stellungen befanden. (Siehe auch hier...)

LEGENDE
a)  ... Eingang
b)  ... Nebeneingang
c)  ... Gewehrstand zur Kehlverteidigung
d)  ... offener Eingang
e)  ... verfallener Bereich
f)   ... offene Gefechtsstellung
g)  ... gedeckte Gefechtsstellung
h)  ... Gedenkstein
m) ... Gedenkstätte
p)  ... MG-Posten

 
     
   
     
 

Auf dem Gedenkstein (h) beim Eingang (a) steht eine italienische Inschrift, die ich wie folgt übersetzt habe:

[Der] Gepanzerte Graben

wurde erbaut und besetzt von den ruhmreichen
Infanteristen der Brigade Siena
 (31. und 32. Infanterie)
und später der Brigade Savona
 
(15. und 16. Infanterie) und der Brigade Cagliari
(63. und 64. Infanterie) während der Offensiven
von Juni bis Juli 1915
(1. und 2. Isonzoschlacht).

 
     
 

Blick in den offenen Graben

 
 

 

 
 

 
       
  Gewehrscharten im offenen Graben  Maschinengewehrposten (p)  
 

 

 
 

Blick in den gedeckten Graben (g)

 
 

 

 
 

 
     
 

Ansicht Frontseite (Richtung Osten) auf die beiden MG-Posten (p)

     
 

ALTER ITALIENISCHER SOLDATENFRIEDHOF
Gegenüber der Monumentalgedenkstätte liegt der Colle di Sant'Elia, auf dem sich bis 1937 der Friedhof für die italienischen Soldaten der III. Armee (Cimitero degli invitti della Terza Armata) befand. Auf dem nun
„Erinnerungspark“ genannten Hügel sind heute neben den Krieg verherrlichenden Schaustücken auch Überreste ursprünglich österreichisch-ungarischer Stellungen zu sehen...

 
     
   
     
 

 
     
 

österreichisch-ungarische offene MG-Stellung

 
     
 

UNTERSTANDSKAVERNE
Unterhalb des Gipfels des Colle S'Elia (Höhe 45m über Adria) wurde im Frühjahr 1915 noch eine österreichisch-ungarische Stellung angelegt, die in weiterer Folge jedoch von den Italienern eingenommen und fertig gebaut wurde.
1943-1945 diente sie als Luftabwehrstellung der Deutschen Wehrmacht.
Dies erklären uns die Gedenktafeln am oberen (Foto oben) und unterem nordöstlichen Zugang zur Kaverne (Foto links und unten).

 
     
   
     
   
     
 

Am Gipfel steht ein Teil einer römischen Säule, die in Aquileia gefunden wurde. Es heißt, das Denkmal ist allen Menschen, die in Kriegen gefallen sind, „ohne Unterscheidung von Zeit und Herkunft“ gewidmet...

     
 

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  Duino - Sistiana  
     
 

RILKEWEG
Ziel unseres Kurzurlaubes war Duino mit seinem Schloss und dem
Rilkeweg, den wir von Sistiana nach Duino begangen haben. Er hat seinen Namen vom Schriftsteller Rainer Maria Rilke, der von Oktober 1911 bis Mai 1912 einige Zeit auf Schloss Duino verbracht hatte und hier Inspiration für sein literarisches Schaffen gesucht und gefunden hat.

Interesse für diesen am Karst an der Adriaküste entlang führenden Weg fand auch das Militär. Durch die schöne Aussicht auf das Meer eignete sich dieser Weg, um einige Stellungen zu errichten, die sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg Verwendung fanden.

 
     
  KAVERNE NÄCHST SISTIANA
Eine bei der Kaverne aufgestellte Informationstafel gibt uns Auskunft:
 
     
 

DIE MILITÄRISCHEN STELLUNGEN
Auf den Klippen von Duino wurden während des Ersten Weltkrieges zahlreiche Stellungen und Beobachtungsstände zur Kontrolle der im Golf von Triest verkehrenden Schiffe errichtet. Die Leitung oblag den Landungstruppen der k.u.k österreichisch-ungarischen Kriegsmarine.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Bucht von Sistiana Stützpunkt einer Gruppe von Unterseeboten der Deutschen Marine und die österreichisch-ungarischen Stellungen wurden zu Flugabwehr-Artillerie (Flak) umgewandelt.
Heute sind die Stellungen als Aussichtspunkte umgebaut.

B ... Balkon
E ... Eingang
G ... Beobachter- od. Gewehrposten
V ... verschlossene Kaverne

 
       
 

 
       
 

 
       
 

 
       
 

Vom Balkon haben wir einen schönen Blick auf Schloss Duino...

.... und hier sind wir schon beim nächsten Posten:

 
     
 

Die ursprüngliche Verwendung ist nicht mehr ersichtlich, heute einer der Aussichtspunkte.

     
 

WEHRMACHTSBUNKER SCHLOSS DUINO
Im Schlosspark wurde von der Deutschen Wehrmacht ein Bunker gebaut, der danach von der Britischen Armee besetzt und verwendet wurde. Nachfolgender Text ist der Schautafel beim Bunker entnommen (sinngemäße Übersetzung aus dem Italienischen):

 
     
 

Der Bunker am Schloss Duino hat eine Fläche von 400m2 und ist 18m tief. Er wurde 1943 von der Organisation Todt mit Zwangsarbeitern für die Deutsche Kriegsmarine gebaut, um den Stützpunkt Sistiana gegen eine Landung der Aliierten zu schützen. Friaul Julisch Venezien war ein Teil des Adriatischen Küstenlandes. 1944 wurde die Basis Sistiana von der KLEINKAMPFMITTEL FLOTTILLIE 411 mit U-Booten der Type MOLCH genützt.
Viele Einwohner von Duino haben, bevor der Bunker mit einer Kanone armiert wurde, bei Luftangriffen hier Schutz gesucht.
Ab 1945 bis 1954 haben die Engländer den Bunker als Benzin-Lager benutzt.
2006 wurde der Bunker durch den Prinzen von Thurn und Taxis für das Publikum zugänglich gemacht, als Zeugnis jener tragischen Jahre.

 
     
 

 
       
 

Nach dem Eingang geht es gleich steil hinunter (1) und...

... in einer Nische gibt es die ersten Fundstücke .

 
       
 

 
       
 

Weiter geht es über die nächste Treppe (2)...

... die in einen lang gestreckten Raum (b) führt.

 
       
 

 
       
 

Von dort geht es durch den Raum (c)...

... zur späteren Kanonenstellung (d).

 
       
 

Den Blick auf die Bucht von Sistiana kennen wir ja. Also studieren wir den Ausgangsbereich zur Terrasse (e), wo wir noch die Reste der betonierten Kanonenscharte erkennen (Bild in der Mitte rechts, zwischen Baum und Stahltür im Hintergrund).
Die runde Vertiefung war der Geschützbrunnen für die Kanone.
 

 
 

 
       
 

In der langen Kaverne b) gibt es noch einige Schautafeln, die uns historische Informationen geben (4).

In Italien ist man nicht so empfindlich, wie in Österreich oder Deutschland, was die Devotionalien dieser Zeit betrifft (f) (3).

 
       
 

 
       
 

Jetzt geht es wieder nach oben (2).

Benzin - Rauchen strikt verboten (Ja, eh klar).

 
       
 

Zum Abschluss noch der Blick auf die schon erwähnte Bucht von Sistiana.

     
 

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  Monte Hermada  
     
 

VORWORT
Der Monte Hermada - ital. auch Monte Ermada - gehörte, wie die Stellungen bei Monfalcone und am Monte San Michele, zur Verteidigungslinie gegen die ab 1915 aus Richtung Westen vorrückenden Italiener. Er wurde 1916 befestigt und ist zugleich der südlichste Punkt der Karstfront. Auch am Monte Hermada nützte Österreich-Ungarn die natürlichen Höhlen im Karst, von denen ich aus Zeitmangel (und weil dort keinerlei Wegweiser vorhanden sind) nur zwei ausfindig machen konnte. Überdies unterschätzte ich die Weitläufigkeit dieses Gebietes, und die steinigen Karstwege machen längere Wanderungen sehr beschwerlich...

 
     
 

Die Gegend um den Monte Hermada liegt nahe der heutigen Grenze zu Slowenien.

 
     
 

GROTTA MURATA
blieb für mich unentdeckt (siehe oben), dafür fand ich dieses runde betonierte Becken. Ein Geschützbrunnen oder nur ein Wasserreservoir?

 
     
   
     
  GROTTA DÖRFLER
Nach kurzer Wanderung durch den Wald fand ich diese Stellung, Besichtigung nur von außen.
 
     
 

 
     
  GROTTA MOTORE
Es geht nun bergauf Richtung Monte Hermada. Am Weg liegt die Grotta Motore, wie der Name schon sagt, eine Generatorstellung und Energiezentrale. Wieder nur mit Spürsinn auffindbar ist der künstliche Zugang in diese Karsthöhle, der Ingresso Artficiale.
 
     
 

 
     
   
     
 

 
     
 

Bild links der Blick nach oben zur natürlichen Karstöffnung, dem Ingresso Naturale.

 
     
   
     
 

Der Weg führt in einen lang gezogenen Bogen weiter hinauf, und wir erreichen den

 
     
 

BEOBACHTERSTAND
Nördlich, nahe des Gipfels des Monte Hermada, liegt der Beobachterstand, der gemäß einem Handbuch aus 1916 (Beilage 24) als Einheitsbauart für einen „Gefechtsposten, der für ein Kommando vorgesehen ist“, ausgewiesen wird.

 
     
   
     
 

 
     
 

Damals, als das Gebiet vermutlich nicht von Baum- und Buschwerk umgeben war, bot sich von hier der Blick nach Nordwesten, Richtung Görz im Norden und auf die Ebene vor Monfalcone im Westen. Sichtkontakt bestand auch zu den österreichisch-ungarischen Stellungen am Monte San Michele, welche im weiteren Kriegsverlauf von den Italienern eingenommen wurden.

Rund um die Ruine des Beobachterstand finden sich noch weitere Stellungsreste:

 
     
 

 
     
  MONTE HERMADA
Hier auf dem Gipfel endet die Erkundungstour, und wir wandern über die steinigen Wege durch den Karst zurück...
 
     
   
     
 

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  Aquileia  
     
 

HELDENFRIEDHOF
Auf der Rückfahrt von unserem Kurzurlaub besuchten wir noch Grado und machten zum Abschluss eine Kaffeepause in Aquileia. Das nahm ich zum Anlass, auch den dortigen italienischen Soldatenfriedhof zu besuchen.

Aquileia befand sich zu Beginn des Ersten Weltkrieges noch auf österreichischem Territorium, wurde aber bereits im Mai 1915 von den Bersaglieri eingenommen.
Der „Cimitero degli eroi di Aquileia“ wurde 1915 hinter der Basilika angelegt und ist der einzige italienische Soldatenfriedhof, der seine ursprüngliche Form seit seiner Errichtung beibehalten hat. Mehr dazu erfahren Sie hier...

 
     
 

 
     
 

 
     
 

 
     
 

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SCHLUSSWORT
Mein „kurzer“ Bericht ist nun doch etwas länger geworden und ich hoffe, dass er Ihr Interesse gefunden hat und Sie bis hierher durchgehalten haben. Wenn ja, vielen Dank!

 
     
 

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  FOTOS
Nikon D810 mit AF-S Nikkor 24-120mm/4G VR N am 29. und 30. September 2023

QUELLNACHWEISE
sind im Text an den jeweiligen Stellen erwähnt!

LITERATUR
Weg des Friedens von den Alpen bis zur Adria, Verlag Drava, ISBN 978-185-4359-01-2

     
   
     
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